Montag, 25. September 2017

Rezension: Weißzeit von Christoffer Carlsson

Weißzeit

von Christoffer Carlsson

Jugenddrama - empfohlen ab 14 Jahren
Im Original: Oktober är den kallaste manaden
übersetzt von Susanne Dahmann

Verlag: Dressler
Seitenzahl: 224
Hardcover: 14,99 €
Ebook: 11,99 €

1. Auflage: Sept 2017





Verlagsinfo

Rasiermesserscharf und atemberaubend: Vega Gillberg ist 16 Jahre alt, als die Polizei an ihre Tür klopft. Sie ist auf der Suche nach Vegas Bruder Jakob, der des Mordes verdächtigt wird. Doch Jakob ist verschwunden, Vega hat seit Tagen nichts mehr von ihm gehört. Hat er wirklich etwas mit dem Verbrechen zu tun? Vega macht sich in der harten Wildnis Schwedens auf die Suche, taucht immer tiefer in die Geschichten der Menschen um sie herum ein, die alle miteinander verbunden sind, und entdeckt ein dunkles Geheimnis.

Packend, rau, emotional: ein literarisches Juwel aus der Feder des vielfach ausgezeichneten schwedischen Autors Christoffer Carlsson.



Meine Meinung
 
Dieses Buch hat auf ungewöhnlichem Weg zu mir gefunden und ich war erst etwas skeptisch: mit ca. 200 Seiten, großer Schrift und kurzen Kapiteln gehört es jetzt nicht zu den Büchern, von denen ich viel erwarte, doch ich wurde überrascht!

Diese Geschichte fällt komplett aus dem Rahmen was ich sonst so kenne, es ist ein Ausschnitt, eine Art Momentaufnahme aus dem Leben von Vega, die es wahrlich nicht leicht hat im Leben - aber sich durchzukämpfen weiß.

"Packend, rau, emotional" steht in der Verlagsbeschreibung und ich finde keine besseren Worte, die es treffender beschreiben. Vega wächst in einer dorfähnlichen Atmosphäre auf, die viel in der Vergangenheit und Traditionen lebt; fest verankerte Vorurteile bestimmen das Bild und die sind teilweise auch berechtigt. Diese Stimmung schleicht sich sehr gut in die Handlung ein.
Vegas Familie und auch deren Bekannten sind nicht gerade das, was man erfolgreich nennen würde, doch die ärmlichen Verhältnisse sind Vega in ihren jungen Jahren nie aufgefallen. Sie kannte es ja nicht anders.
Erst in der Schule hat sie begriffen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt; doch sie scheint sich eher davon abzugrenzen und die Chance, aus ihren Gewohnheiten auszubrechen, gar nicht wahrhaben zu wollen. Bzw. nicht daran zu glauben.

Das Leben hat ihr bisher vor allem gezeigt, wie man sich mit eher anrüchtigen und zwilichten Geschäften über Wasser hält, doch als plötzlich die Polizei vor der Tür steht, die ihren Bruder Jakob sucht, stellt sie sich der Wahrheit, die ihr eine Tragödie offenbart.

Der Schreibstil ist aus Vegas Sicht in der Ich-Perspektive gehalten und so klärt sich nur nach und nach, welches Geheimnis sich in den einsamen Herzen der Figuren verbirgt. Wie schon gesagt sind die Kapitel kurz ghalten und der Stil wirkt teilweise etwas abgehackt - schafft aber dadurch eine sehr eindringliche Atmosphäre, der ich mich während dem Lesen kaum entziehen konnte.

Vor allem Vega selbst steht im Mittelpunkt. Ihre Einsamkeit, ihr Versuch, damit klarzukommen und sich selbst zu definieren. Ihre Suche beschränkt sich nicht nur darauf aufzudecken, was in jener schicksalhaften Nacht tatsächlich geschehen ist, sondern auch etwas zu finden, woran sie sich festhalten kann. Etwas, dass ihr das Gefühl von Nähe und dem Gefühl der Zusammengehörigkeit schenkt. Obwohl sie dabei sehr erwachsen wirkt und dem nacheifert, was ihr vorgelebt wird, spürt man deutlich ihre Unsicherheit und ihr Bedürfnis nach Beständigkeit.

Der kurze Einblick in dieses Leben gewährt wirklich nur einen Ausschnitt, der aber umso intensiver ist und zeigt eine sehr triste und berührende Welt, in der jeder der Figuren versucht, irgendwie zu überleben. Es ist mir echt schwer gefallen, hier eine Bewertung in Sternen abzugeben, denn die Geschichte hat mich bewegt und auch erschüttert, und ich hätte mir einfach nur noch etwas mehr gewünscht; aber so richtig definieren kann ich es nicht. Sie wird mir jedenfalls noch längere Zeit nachklingen.

Bewertung





Ebenfalls rezensiert von





Über den Autor: Der Schwede Christoffer Carlsson schreibt Krimis und hat dafür bereits zahlreiche Preise erhalten. Obwohl er gerade erst 30 geworden ist, hat er bereits fünf von der Kritik hochgelobte Bücher veröffentlicht und seinen Doktor in Kriminologie gemacht.
2013 wurde sein erstes Buch in der Leo Junker-Serie The Invisible Man from Salem von der Akademie der Schwedischen Krimiautoren zum besten schwedischen Kriminalroman des Jahres gewählt. Carlsson ist der jüngste Gewinner des Preises. Weißzeit ist sein erster Roman für Jugendliche, und wurde ebenfalls zum besten Kriminalroman des Jahres für junge Lesers gewählt.
Quelle: Dressler Verlag


5 Kommentare:

  1. Hey Aleshanee,

    wahnsinn wie einen ein Buch doch berühren und schockieren kann, auch wenn es letztlich nur so wenige Seiten sind. Manche Autoren verstehen es einfach wirklich, in einer kurzen Momentaufnahme so viel einzubringen dass man als Leser gefesselt und fasziniert ist. Vielen Dank für diese tolle Rezi, auch wenn es wohl eher kein Buch für mich ist. :)

    Liebe Grüße,
    Ruby

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    1. Es ist wirklich speziell und ich glaube, ich hätte es nicht gelesen wenn ich es nicht vom Verlag als Überraschung zugeschickt bekommen hätte. Aber dann bin ich doch neugierig geworden und da sieht man mal wieder, wie sehr man sich täuschen kann *lach*

      Es ist auch sicher nicht für jeden was, aber ich bin froh, dass es mir dann doch so gut gefallen hat :)

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  2. Hey Aleshanee,

    faszinierend, wie Bücher einen manchmal zurücklassen, oder? Völlig kaputt und zerrüttet. Vom Klappentext her hätte ich das Buch jetzt nicht gelesen, aber deine Worte machen mich doch neugierig. Das ist wohl wieder so ein Buch, bei dem man auch mal über den Tellerrand schauen muss!
    Vielen Dank für den Tipp!

    LG
    Tilly

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    1. Ich hätte es auch nicht gelesen, es war eine Überraschung vom Verlag. Und ich habs ehrlich gesagt nur ausprobiert, weil es so kurz war ...
      Aber da sieht man auch mal wieder, wie man sich täuschen kann. Es passt ja eigentlich gar nicht zu meinen Lesevorlieben, aber trotzdem hat es mich doch sehr berührt. Auch wenn es doch ein Erlebnis am Rande ist, nur ein kurzer Blick hinter die Kulissen und das Leben der Prota, fand ich es intensiv und hat mich für die kurze Zeit mitgenommen.

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  3. vom klappentext und dank der blogtour dazu finde ich das dieses außergewöhnliche Buch etwas für mich ist und eines welches ich wirklich auch gerne lesen mag!
    VLG Jenny

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