Samstag, 16. Juli 2016

Rezension: Jackaby von William Ritter

Jackaby
von William Ritter

Band 1 der Reihe "Jackaby"
übersetzt von Dagmar Schmitz
empfohlen ab 13 Jahren

Verlag: cbt
Seitenzahl: 320
Taschenbuch: 9,99 €
ebook: 8,99 €

1. Auflage: Juli 2016




Dinge, die eigentlich in völligem Widerspruch zu einander stehen - 
Wissenschaft und Magie, Schönheit und Chaos -,
 folgen einfach nicht denselben Regeln, 
sobald Jackaby seine Finger im Spiel hat. S. 146




Dieses Mal war ich schlauer und hab erstmal eine bisschen gegoogelt, da ich sicher war, dass Jackaby kein Einzelband ist ... das Buch ist der Auftakt zu einer vierteiligen Reihe, von der im Original bisher 3 Bände erschienen sind, plus einer Kurzgeschichte.

Ansonsten hab ich mich aber überraschen lassen und das ist dem Autor auch auf eine sehr positive und amüsante Weise gelungen! 

* * *

Er entführt uns nach New Fiddleham im Jahr 1892, einer Küstenstadt der U.S.A.
Abigail Rook kommt nach einer langen Reise aus Europa zurück und sucht dringend eine Anstellung, denn ihr Vorrat an Münzen ist erschöpft. Vor einem Jahr hätte sie einen Studienplatz in England annehmen sollen, ist aber kurzerhand mitsamt dem dafür vorgesehenen Geld in ein vermeintliches Abenteuer geflohen. Zu ihren Eltern traut sie sich nicht, denn die Reise war doch sehr ernüchternd und Abigail möchte noch einiges mehr erleben, anstatt in die elterliche Obhut zurückzukehren. Dort würde nur eine überfürsorgliche Mutter warten, die sie an einen reichen Kandidaten verheiraten möchte.

Natürlich trifft sie recht schnell auf Jackaby und sofort war mir klar, warum die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird: genauso wie Dr. Watson in den berühmten Sherlock Holmes Romanen, denn Jackaby ist nichts anderes als sein Pendant. Wenn auch ohne Pfeife, Geige und Drogen, hat der junge Wissenschaftler doch die gleiche Leidenschaft der Verbrechensaufklärung via Beobachtung und Deduktion. Allerdings kommt hier noch der magische Aspekt dazu, denn Jackaby kann mehr sehen, als alle anderen.

"Die Welt ist eine Bühne, wie man so schön sagt, 
und ich scheine in diesem Theater als einziger einen Platz 
mit Blick hinter die Kulissen zu haben." S. 43

So findet sich Abigail inmitten von Mordermittlungen, Spuren magischer Auren und einem Hausgeist wieder und ist überrumpelt aber recht glücklich über ihren Posten als Jackabys Assistentin. 

 * * *

Bei Jugendbüchern bin ich ja mittlerweile etwas vorsichtig geworden, denn der Schreibstil ist oft zu anspruchslos und oberflächlich - das ist hier nicht der Fall! Schon vom ersten Satz an war ich begeistert von der lockeren und amüsanten Schreibweise, mit der der Autor hier mit viel Charme durch die Handlung führt. Gut an die Zeit angepasst, aber auch nicht zu überspannt lässt es sich sehr flüssig lesen.

Abigail war mir sofort sympathisch! Eine junge Frau, die ihrer Zeit voraus ist und nicht das behütete Heimchen am Herd spielen will, sondern ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Ihre Dialoge mit Jackaby sind einfach köstlich und sie zeigen sehr deutlich, wie überheblich er gegenüber anderen ist; jedoch mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man ihm nicht böse sein kann. Genauso wie Abigail, die recht schnell Gefallen an seiner forschen Art findet.

Meine Worte schwebten durchs Dunkel, als schämten sie sich, mit mir gesehen zu werden. 
Der Blick, mit dem mich Jackaby bedachte, war kein unfreundlicher, sondern eher ein mitleidiger. 
Einer von der Art, wie man ihn vielleicht einem besonders tollpatschigen Hundebaby zuwirft, 
das auf der Jagd nach seinem eigenen Schwanz vom Bett geplumpst ist." S. 73

Sehr unterhaltsam und amüsant, wie die beiden sich immer mehr annähern: Jackaby, der in seiner eigenen Welt der Enträtselung und Aufklärung feststeckt und oftmals das alltägliche vernachlässigt und Abigail, die mit beiden Füßen auf der Erde steht, auch wenn sie keinen Plan hat, wohin ihr Weg sie führen wird...

Die Handlung geht mit einem guten Tempo voran. Natürlich müssen alle Beteiligten erstmal vorgestellt und alle Umstände erläutert werden, aber man kann sich recht schnell orientieren. Alles bleibt übersichtlich und leicht verständlich. Die Mörderjagd geht gut voran und es gibt einige Hinweise, denen ich zuerst nicht so recht folgen konnte, da sie scheinbar übernatürliche Ursachen haben.
Natürlich fehlt auch hier nicht der abweisende Chief Inspector, hier Marlowe, der Jackaby und seine seltsamen Untersuchungsmethoden mit allen Mitteln von den Nachforschungen fernhalten will. Aber es gibt auch einen jungen Polizeibeamten, Charlie Cane, der trotz seiner Unsicherheit einer der wenigen ist, der den beiden beisteht - zumindest soweit, wie es seine Loyalität gegenüber dem Police Department erlaubt.

Die Spannung hätte gegen Ende noch etwas mehr anziehen können, aber insgesamt war es ein fesselnder und nicht mehr ganz überraschender Abschluss. Kurz zuvor bin ich endlich auf die Lösung, bzw. den Übeltäter, gekommen, was, denke ich, auch beabsichtigt war und ich mich gefreut habe, die Puzzlestückchen zusammen zu setzen.

Fazit
Ein wunderbarer Genremix aus dem historischen Flair von Sherlock Holmes, einer jugendlichen Protagonistin, die ihren "Mann" steht, einem verzwickten Mordfall und phantastischen Elementen mit originellen Ideen.
Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf eine Fortsetzung, die hoffentlich bald erscheinen wird!

Bewertung
http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/4%2F5%20Sonnen


© Aleshanee

 Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.



Über den Autor: William Ritter hat an der University of Oregon studiert und unter anderem Kurse in Trampolinspringen, Jonglieren und zum Italienischen Langschwert aus dem 17. Jahrhundert belegt. Er ist verheiratet, stolzer Vater und unterrichtet Literatur an einer Highschool. Jackaby ist sein erstes Buch.
Quelle: cbt Verlag




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