Montag, 7. Dezember 2015

Rezension: Stadt der verschwundenen Köche von Gregor Weber


Unterwegs in 
Genre: Steampunk

Verlag: Knaus
Seitenzahl: 352
Taschenbuch: 14,99 €
ebook:  11,99 €

1. Auflage: Sept 2015



Endlich: Erfolgsautor Gregor Weber („Kochen ist Krieg“) kehrt zurück in die Küche, aber anders als gedacht! In seinem neuen Roman, einer rasanten Mischung aus Retro-Science-Fiction à la Jules Verne, Steampunk und märchenhafter Parallelwelt, erzählt er mit überbordender Fantasie von Intrigen und Gaunereien in einer Welt, in der Kochen eigentlich verboten ist, Köche aber mit Gold aufgewogen werden. Atemlos verfolgt der Leser die Abenteuer von Carl Juniper, der sich nach einem Schiffsbruch vor Kap Hoorn in einer fremden Welt wiederfindet…



Der erste Satz
"Dass er jemals wieder die sanfte Wärme eines Frühlingstages auf der Haut spüren, mit geschlossenen Augen lächeln und nichts als den Augenblick fühlen würde, hatte er sich lange Zeit nicht vorstellen können."

Denn Carl Juniper, Schiffskoch mit Leib und Seele, hat ein wahrlich unglaubliches Erlebnis hinter sich. Die Einleitung des Buches ist schon sehr genial und beginnt in der Gegenwart, im Yorkshire des Jahres 1915.
Harold P. Mulrooney ist der glückliche Überlebende Officer eines Seegefechtes; zumindest laut Erkenntnissen der Navy.
Seine eigenen Erinnerungen, so unglaublich sie auch erscheinen mögen, zeigen ihm eine ganz andere, haarsträubende Geschichte, die ihn als Carl Juniper die letzten Monate in einer anderen Wirklichkeit, ja einer anderen Zeit, das Leben gelehrt haben!

Während man als Leser in Junipers Erinnerungen eintaucht, kommen immer wieder kleine Einblicke in die Gegenwart, in der er verzweifelt versucht, Wahrheit in sein diffuses Gedächtnis zu bringen ... denn obwohl die Navy darauf besteht, dass er der vermisste Officer Mulrooney ist, weiß er selbst ganz genau, dass seine Erlebnisse niemals nur einem Traum entsprungen sein können.

Carl Juniper hat als Schiffskoch aus Bristol auf der "Birmingham" im Jahr 1913 im Südatlantik um Kap Horn Schiffbruch erlitten und ist danach mitten in einem völlig anderen London aufgewacht. Er ist ein starker Charakter, erwachsen aus der harten Schule seines Lebens, leidenschaftlichler Koch und wird gerne von den angenehmen Seiten des Lebens verführt. Er entspricht keinem typischen Helden, Athleten oder Schönling, sondern einem rauen Burschen der das Leben genießt, zupacken kann und schon viel von der Welt gesehen hat!

"Juniper hatte sich nie für Nautik interessiert. Immer nur für die Freiheit der Seefahrt, den frischen Wind und die in Schnaps und wilde Küsse getränkten Häfen." S. 17

Das unbekannte London hält einige ungewöhnliche Überraschungen bereit: Schwebebahnen, Dampftechnik, ein strenges System und, eine wahre Tragödie für den Feinschmecker: eine freudlose Welt ohne Essen. Zumindest keine geschmackvolle Mahlzeit, sondern ein aus Pulver und Tabletten hergestellter Brei ohne Geschmack und Genuß. Genau wie das Leben, dass diese "Pseudo-Londoner" führen, denn Vergnügen oder Freude kennt keiner von ihnen wirklich. Alles wird eisern kontrolliert und rationalisiert und ein Lächeln sucht man vergeblich in dieser grauen Welt: einer perfekt funktionierenden Gesellschaft, in der man nur durch Ignoranz überlebt.

"Ich stelle mir oft Fragen, aber es gibt keine Antworten. Und irgendwann muss man aufhören, sich zu fragen, sonst wird man verrückt. Die Dinge sind, wie sie sind." S. 103

Der Start in die Geschichte hat richtig viel Spaß gemacht, zwischendrin hat es sich etwas gezogen, da manche Szenen etwas umständlich umschrieben werden, aber Gregor Weber hat immer wieder Überraschungen parat, die der Handlung neue Wendungen und Richtungen geben. Gerade als Carl Juniper wieder den Spaß und die Leidenschaft des Kochens entdeckt, war die Lebendigkeit sehr ausdrucksvoll beschrieben. Der Schreibstil ingesamt ist manchmal etwas derb, denn einige Charaktere sind in ihrem Wesen eher einfach gestrickt, dabei aber aber ehrlich und offen in ihrer Leidenschaft. Es ist eine sehr eigenwillige Schreibweise, die aber flüssig zu lesen ist und mir gut gefallen hat.
Denn das Leben ist Begeisterung, Temperament und Liebe zu den Dingen, die unser Innerstes berühren und diese Geschichte ist eine Akklamation an die menschlichen Sinne, die es auszufüllen gilt und der Freude an unserem Tun.

Das Ende zieht sich dann nochmal ein bisschen, bleibt aber trotzdem spannend mit einem runden Abschluss.

Fazit

Eine sehr ungewöhnliche Geschichte mit außergewöhnlichen Charakteren. Der Autor hat sehr viel in die Handlung gepackt, was nicht alles konsequent zu Ende gebracht wurde - die Botschaft ist aber durchaus angekommen: Lebe mit Leidenschaft!

Bewertung

© Aleshanee

 Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.





Über den Autor: Gregor Weber, geboren 1968 in Saarbrücken, ist Schauspieler und vor allem als Hauptkommissar Stefan Deininger im „Tatort“ bekannt. Außerdem ist er Stabsunteroffizier der Reserve. Nach dem Bestseller über das Geschehen in deutschen Profiküchen („Kochen ist Krieg“) legt er mit „Feindberührung“ seinen ersten Kriminalroman vor. Er lebt mit seiner Frau Tanja Weber und zwei Kindern in einem Doppelautorenhaushalt in der Nähe von München. 
Quelle: Knaus Verlag 

2 Kommentare:

  1. Huhu ^^

    das Buch sieht auf den ersten Blick richtig toll aus, das Cover gefällt mir total gut. Und auch die Geschichte klingt spannend und ungewöhnlich :). Gerade diese Steampunk-Elemente finde ich sehr interessant. Ich werds mir mal auf die Wunschliste packen und bedanke mich für die wunderbare Rezi ^_^

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Oh ja, das Cover hat es mir total angetan! Das wollte ich unbedingt lesen - und auch der Klappentext hatte mich neugierig gemacht!
      Es ist wirklich extrem ungewöhnlich und strange, aber gerade das macht es auch sehr besonders ... empfehlen kann ich es auf jeden Fall :)

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